Übergänge im Film

So wie ein Text aus Sätzen besteht und jeder Satz aus mehreren Wörtern, besteht ein Film aus Sequenzen und jede Sequenz wiederum aus mehreren Einstellungen (siehe: Das Filmen von Sequenzen). Damit ergeben sich beim Filmschnitt zwei Fragen: (a) "Wie montiere ich die einzelnen Einstellungen einer Sequenz stimmig und wirkungsvoll hintereinander?" und (b) "Wie kann ich die einzelnen Sequenzen meines Films so miteinander verknüpfen, dass die Zuschauer gut folgen können?". In beiden Fällen geht es um die Gestaltung von Übergängen. Der Fall (a) bezieht sich auf die Komposition wechselnder Einstellungsgrößen bei gleichzeitigem Wechsel von Kameraposition und -perspektive (siehe: Filmschnitt). Schwieriger ist der Fall (b). Hier geht es um die Verknüpfung von zwei Sequenzen (oder auch größeren Filmabschnitten), zwischen denen entweder ein Wechsel der Handlungsebene oder ein Orts- oder Zeitwechsel filmisch gestaltet werden muss. In den Kinderzeiten des Films, speziell beim Stummfilm, musste man die Zuschauer auf solche Wechsel noch ausdrücklich hinweisen. Da wurde die eine Szene abgeblendet und die nachfolgende mit einer Aufblendung eröffnet. In die Dunkelphase platzierte man dann Zwischentitel wie "Vier Stunden später" oder "Am nächsten Morgen". Heute ist das Publikum filmerfahrener und schafft das gedankliche Umschalten ohne ausdrückliche Hinweise.

 

Vier Formen von Übergängen:

Nachfolgend werden nur optisch gestaltete Übergänge beschrieben, also solche durch Kamera, Bildgestaltung, Montage oder elektronische Bearbeitung. Man kann unterscheiden:

1. Harte Übergänge / Harter Schnitt

2. Weiche Übergänge

3. (Meist) Harte, aber weich wirkende Übergänge

4. Elektronische Blenden bzw. Effekte

Andere Übergänge (z.B. durch vorlaufenden Ton bei der Tongestaltung) bleiben hier unbehandelt.

 

1. Harte Übergänge / Harter Schnitt

Ein "harter" Schnitt ist das direkte Aneinanderfügen von zwei unterschiedlichen Einstellungen. Es wird also Bild an Bild geschnitten, ohne Überblendungen, andere Blenden oder Effekte.

Innerhalb einer Sequenz wird heute durchweg hart geschnitten. Dies  macht deutlich, dass sich ein Ereignis im gleichen Zeitraum abspielt. Ein harter Schnitt komprimiert die Handlung, und er bringt – vor allem bei kurzen Einstellungen – Tempo, ggf. auch Spannung ins Geschehen. Weiterhin hat ein harter Schnitt eine hohe Aufmerksamkeitswirkung. Auch ein Übergang von einer Sequenz zur nächsten kann problemlos mit einem harten Schnitt vollzogen werden.

Der Zwischenschnitt. Das Einfügen eines Zwischenschnitts ist oft die "letzte Rettung", um einen störenden Sprung – etwa bei Bewegungen, Helligkeit, Farbtemperatur – zu kaschieren (siehe: Das Kontinuitätsprinzip: Sprunge vermeiden). Zwischenschnitte können aber auch zusätzliche Informationen oder ergänzende Erklärungen transportieren. Wichtig: Wenn ein Zwischenschnitt eingefügt wird, dann genügt einer. Nicht mehrere Zwischenschnitte aneinanderreihen.

 

Die nachfolgend beschriebenen weiteren Formen von Übergängen beziehen sich mehrheitlich auf die Verknüpfung von Sequenzen, d.h. auf die filmische Verknüpfung der letzten Einstellung einer Sequenz mit der ersten Einstellung der nächsten.

2. Weiche Übergänge

Statt hart zu schneiden, kann der Filmemacher auch gestaltete Verknüpfungen zur Verbindung von Einstellungen oder Sequenzen nutzen. Sie werden hier als "weiche Übergänge" bezeichnet. Solche Übergänge können filmisch gestaltet sein, aber dann sollten sie schon bei der Aufnahme geplant und produziert werden. Andere Übergänge werden elektronisch hergestellt, also erst später bei der Nachbearbeitung.

Weiche Übergänge empfehlen sich als Gestaltungsmittel der Wahl, wenn dem Zuschauer verdeutlicht werden soll, dass zwischen zwei aufeinanderfolgenden Sequenzen entweder (a) ein bestimmter Zeitunterschied liegt oder (b) der Handlungsort bzw. Handlungsraum wechselt oder (c) sich die Handlungsebene verlagert (z.B. Wechsel zwischen Realität und Traum). – Nachfolgend Kurzbeschreibungen der wichtigsten weichen Übergänge:

  • Aufblendung / Abblendung. Das deutlichste gestalterische Mittel für den Anfang bzw. das Ende einer Handlungseinheit. Wird heute durchweg nur noch zu Beginn und am Ende eines Filmes verwendet. Im Verlauf eines Films haben eine Abblendung mit nachfolgender Aufblendung einen stark trennenden Charakter. Deshalb eine solche Dunkelphase innerhalb eines Films nur dann verwenden, wenn (z.B.) zwei Filmpassagen besonders deutlich voneinander getrennt werden sollen.
  • Überblendung. Die letzten Bilder einer Einstellung werden ausgeblendet, während parallel dazu die ersten Bilder der nachfolgenden eingeblendet werden. Überblendungen sind ein sehr schöner Übergang, aber nicht inflationieren! Unbedingt darauf achten, dass die beiden Bildmotive der Überblendung hinreichend unterschiedlich sind (z.B. in Bezug auf Einstellungsgröße, Motiv, Farbe). Das Überblenden von gleichen oder sehr ähnlichen Einstellungsgrößen und/oder Motiven wirkt meist unelegant, oft sogar irritierend.
  • Schärfeverlagerung. Elegante Möglichkeit, durch Verlagerung der Schärfenebene im Filmbild die Aufmerksamkeit des Zuschauers von vorne nach hinten oder umgekehrt zu verlagern. Voraussetzung ist, dass an der Kamera die Entfernung manuell eingestellt und stufenlos verändert werden kann. - Nachfolgend in etwa drei Minuten ein knappes Dutzend Beispiele.

 

  • Übergang durch Unschärfe (Unschärfeblende). Funktioniert ähnlich wie eine Schärfeverlagerung. Eine erste Einstellung wird – durch manuelle Veränderung der Entfernungseinstellung – aus der Schärfe heraus komplett in die Unschärfe (= völlig verschwommenes Bild) "gefahren". Die nachfolgende Einstellung hingegen beginnt mit einem total unscharf eingestellten Bild, das manuell in die Schärfe "gezogen" wird. Hier ist darauf zu achten, dass die hart zusammengeschnittenen unscharfen Filmbilder in ihrer Farbtönung hinreichend ähnlich sind (sonst störender Farbsprung). Ggf. eine kurze Überblendung auf die Schnittstelle setzen. Durch eine Unschärfenblende lässt sich z.B. gut symbolisieren, dass sich bei einem Protagonisten die Handlungs- oder die Bewusstseinsebene verlagert (einschlafen, in Traum fallen, das Bewusstsein verlieren, aufwachen oder Rückkehr in die Wirklichkeit). Unschärfeblenden lassen sich auch nachträglich, d.h. elektronisch, herstellen. - Hier zwei Filmbeispiele:

 

  • Neutralschwenk. Die letzte Einstellung einer Sequenz wird mit einem Schwenk auf einen "neutralen", möglichst  diffusen Bildinhalt (zum Beispiel auf Wolken am Himmel) beendet. Die nachfolgende Sequenz beginnt mit einer ähnlich diffusen Einstellung, die mit einem Schwenk zu einem anderen Geschehen (an einem anderen Ort und/oder zu einer anderen Zeit) führt. Die beiden Filmbilder mit den jeweils "neutralen" Bildinhalten sollten möglichst ähnlich sein, damit beim harten Zusammenschnitt kein Farbsprung entsteht. Ggf. eine kleine Überblendung auf die Schnittstelle setzen. - Die beiden nachfolgenden Filmbeispiele zeigen, wie es aussieht.

 

  • Rauchblende / Fettblende o.ä. Diese Übergänge stammen aus den Anfangszeiten des Chemie-Films. Gegen Ende einer Einstellung wird Rauch vor das Objektiv geblasen oder es wird eine mit Fett (Vaseline) bestrichene Glasscheibe dicht vor dem Objektiv ins Bild geschoben. In beiden Fällen verschwimmen die jeweiligen Bildinhalte im Diffusen. Die nachfolgende Einstellung wird dann mit Rauch vor dem Objektiv bzw. mit der vors Objektiv geschobenen "Fettblende" eröffnet. Verzieht sich der Rauch bzw. wird die gefettete Glasscheibe weggezogen, werden die neuen Bildinhalte (z.B. ein anderer Ort) sichtbar.
  • Reißschwenk / Wischblende. Zum Ende einer Einstellung wird die Kamera mit einer schnellen Bewegung nach rechts oder links verrissen. Ein verwischtes Bild entsteht. Die nachfolgende Einstellung wird mit einem "Reißen" der Kamera (gleiche Richtung, gleiches Tempo) eröffnet, dann die Reißbewegung verlangsamt und mit einer statischen Kamera beendet. Oder aber in einen Schwenk überführt. Die beiden verwischten Passagen werden hart aneinandergeschnitten. Gibt es zwischen ihnen keinen deutlich merkbaren Farb- oder Helligkeitssprung, wird der Schnitt nicht wahrgenommen. Ggf. die Schnittstelle mit einer kurzen Überblendung "glätten". Ein solcher Reißschwenk ist nicht leicht. Vor allem ist es ziemlich schwierig, im zweiten Teil nach dem Reißen die Bewegung der Kamera kontinuierlich zu verlangsamen und punktgenau zu stoppen. Man kann jedoch die Trägheit des menschlichen Auges nutzten und nur das Ende der ersten Einstellung verreißen und die folgende (nicht verrissene!) Einstellung mit einem harten Schnitt anfügen. Das ist von einem "echten" Reißschwenk praktisch nicht zu unterscheiden. Noch einfacher ist die "dirty"-Version: Zwischen zwei ganz normalen Einstellungen wird schlicht ein kurzes Stück verrissenes Material (mit passendem Farb- und Helligkeitscharakter) montiert. Das funktioniert meist auch. - Hier zwei Filmbeispiele:

 

3. (Meist) Harte, aber weich wirkende Übergänge

Weiterhin gibt es Übergänge, die zwar (meist) hart geschnitten sind, aber dennoch weich(er) wirken, weil der Zuschauer den harten Schnitt auf Grund seiner Gestaltung nicht bewusst wahrnimmt:

  • Blickachsenanschluss / Eyeline Match. Der Zuschauer erwartet beim Wechsel von einer Einstellung zur anderen, dass hierbei eine gewisse Kontinuität (inhaltliche Stimmigkeit, Logik) gewahrt bleibt. Blickt also in einem Film eine Person aus dem Bild heraus, dann erlebt der Zuschauer den Inhalt der nächsten Einstellung als das, wohin sich dieser Blick gerichtet hat (Person, Objekt, Ereignis). Beim Filmschnitt kann man das als Übergang nutzen: Eine Person blickt (oder auch fotografiert) ins Off des Bildes. Die nächste, hart daran geschnittene Einstellung zeigt dann, worauf sich seine Aufmerksamkeit richtet. Der Zuschauer möchte immer gerne sehen, was der Protagonist sieht. Der Blickachsenanschluss erfüllt diesen Wunsch und bietet einen plausiblen Zusammenhang an. Alfred Hitchcock hat in seinem Film "Das Fenster zum Hof" (1954) diese Schnittform besonders häufig eingesetzt. - Nachfolgend zwei Filmbeispiele.

 

  • Symbolische Übergänge. Die letzte Einstellung einer Sequenz A und die erste Einstellung der folgenden Sequenz B sind hart aneinandergeschnitten, weisen aber hinsichtlich ihrer Bildinhalte oder der Handlungsabläufe gewisse Gemeinsamkeiten bzw. Ähnlichkeiten auf. Die dadurch im Kopf des Zuschauers erzeugten Assoziationen kann man als Gestaltungsprinzip nutzen. So entsteht ein "symbolischer" Übergang. Symbolische Übergänge ergeben sich nur selten zufällig. Sie sollten geplant und gezielt gefilmt werden. Zwei Beispiele:
  • Ähnliche Bildinhalte: Eine Gartensequenz endet mit der Großaufnahme einer Glockenblume. Die nächste Sequenz beginnt mit der Teleaufnahme einer Glocke oben in einem Kirchturm mit anschließendem Auf-Zoom zur Totalen und Schwenk hinunter zum Kirchplatz. Über die Assoziation "Glockenblume / Glocke" wird ein Ortswechsel vollzogen.
  • Ähnliche Handlungsabläufe: Die Sequenz von eine Baustelle endet mit der ½-Nahaufnahme "Arbeiter schaufelt Sand". Harter Schnitt, dann eine Nahaufnahme "Hand mit Teelöffel schaufelt Zucker in eine Kaffeetasse". Durch die Analogie "Sand schaufeln" und "Zucker schaufeln" wird der Übergang vom Handlungsort "Baustelle" zum Handlungsort "Kaffeetrinken" hergestellt.

Es folgen drei Filmbeispiele mit symbolischen Übergängen, und zwar (1) Übernahme einer ähnlichen Bewegung im Bild, (2) Verwendung einer Assoziation bei einer Handlung und (3) Nutzung von Ähnlichkeiten bei Bildinhalten.


  • Übernahme von Bewegungen. Hier werden keine ähnlichen Bild- oder Handlungsinhalte als Übergang genutzt, sondern Bewegungen im Bild oder Bewegungen bzw. Fahrten der Kamera. Die zusammengeschnittenen Bewegungen dürfen aber im Tempo nicht zu sehr differieren, sonst gibt es Sprünge. Es gibt vier Übergangsvarianten:
  • Übernahme von Bewegungen bei Bildinhalten. Beispiel: "Schiff legt vom Kai ab und fährt los" --> Harter Schnitt  --> "Möwe am Himmel fliegt in gleicher Richtung weiter" (beide Einstellungen mit statischer Kamera).
  • Eine Kamerabewegung wird durch die Bewegung eines Bildinhaltes fortgesetzt.  Beispiel: "Kamera schwenkt an einer Felswand hoch" --> Harter Schnitt (in die Kamerabewegung hinein!) --> "Adler hebt vom Nest ab und fliegt in gleicher Richtung los" (Tele, Kamera jetzt statisch).
  • Die Bewegung eines Bildinhaltes wird von einer Kamerabewegung übernommen. Beispiel: "Schiff fährt im Bild von links nach rechts" (Totale, statische Kamera) --> Harter Schnitt  --> "Schiffsspitze mit Bugwellen" (Tele, Kamera schwenkt jetzt mit, in die Kamerabewegung geschnitten!).
  • Zusammenschnitt von zwei Kamerabewegungen. Zwei Einstellungen von Kamerafahrten oder von Schwenks werden – in die Kamerabewegungen hinein! – hart aneinandergeschnitten (z.B. beim Abschwenken von Gebäuden). Das Bewegungstempo muss in beiden Einstellungen in etwa gleich sein. Sonst entsteht ein störenderSprung.

Das nachfolgende Filmbeispiel demonstriert, wie man beim Schnitt einen störenden "Sprung" vermeiden kann, wenn man nach Ähnlichkeiten in einer Bewegung sucht und genau dorthin den Schnitt legt.



  • Der unsichtbare Schnitt. Jeder Schnitt, der von den Zuschauern bewusst praktisch nicht wahrgenommen wird, gilt generell als "unsichtbar" ("continuity editing"). Ein solcher Schnitt ist nicht wirklich unsichtbar, aber er wird nicht als Störung im Geschehensfluss registriert. Im engeren Sinn spricht man von einem unsichtbaren Schnitt, wenn zwei Bilder aneinandermontiert werden, die praktisch keine unterscheidbaren Einzelheiten aufweisen. Beispiel: Eine Person kommt von links ins Bild bis ihr Rücken das Objektiv komplett verdeckt. In der nächsten Einstellung verdeckt eine (vielleicht andere) Person zunächst mit dem Rücken das Objektiv, bewegt sich dann nach rechts aus dem Bild heraus und gibt den Blick auf eine neue Szene frei. Auf raffinierte Weise wird somit ein Ortswechsel vollzogen. Die beiden hart aneinandergeschnitten Rücken machen den Schnitt wirklich "unsichtbar".
  • Natürlicher Übergang. Heute kaum noch gebräuchliche Bezeichnung, die sich gelegentlich noch in der älteren Literatur findet. Mehrheitlich wird sie verstanden als übergreifende Beschreibung für alle Übergänge, die sozusagen "vor Ort", d.h. in natürlicher Umgebung, hergestellt werden (wie etwa Neutralschwenks, Übernahme von Bildinhalten, ggf. auch der "unsichtbare Schnitt").

Zusammenfassung: Für alle vorstehend beschriebenen "weich wirkenden" Übergänge benötigt man Einstellungen, die in irgendeiner Form Ähnlichkeiten aufweisen – entweder in Bezug auf Bildinhalte oder auf Handlungen im Bild oder bezüglich Richtung und Geschwindigkeit von Bewegungen. Letzteres können Kamerabewegungen oder Bewegungen im Bild sein. Solche Ähnlichkeiten muss man bei der Materialsichtung, spätestens beim Filmschnitt entdecken. Viel besser ist es allerdings, solche Übergänge schon beim Filmen zu planen und die dafür benötigten "ähnlichen" Einstellungen gezielt zu produzieren.

 

 

4. Elektronische Blenden bzw. Effekte

Der Amateurfilmer von heute erledigt die Nachbearbeitung seines Filmmaterials mit Hilfe eines elektronischen Schnittsystems. Dank der rasant wachsenden Rechnerkapazitäten stehen ihm hier inzwischen fast professionelle Möglichkeiten zur Verfügung. Aus einer fast schon unübersehbaren Fülle von Bearbeitungswerkzeugen, Blenden und anderen Effekten kann er quasi per Knopfdruck wählen. Das ist für viele eine große Versuchung. Eignen sich doch gerade "elektronischen Tricks" vorzüglich als Beweis, wie unglaublich "professionell" jemand sein Filmhandwerk beherrscht – zumindest bei einem unbedarften Publikum. Aus diesem Grund werden im Folgenden die elektronischen Gestaltungsmöglichkeiten z.T. auch mit einem kritischem Unterton beschrieben.

  • Die Überblendung. Die Überblendung wurde schon unter "Weiche Übergänge" beschrieben. Schon lange vor dem "elektronischen Zeitalter" war sie bei Filmemachern bekannt und beliebt. Eine Inflationierung von Überblendungen  gilt nicht gerade als Zeichen von gestalterischer Kreativität ("Dia-Überblend-Schau"). Vielmehr liegt die Vermutung nahe, dass sich der Autor angesichts von schwachem Ausgangsmaterial mit Hilfe der Überblendungen über Schnittprobleme hinwegmogelt.
  • Andere elektronische Blenden (Effekte, Trickblenden). Nicht nur Hobbyfilmer, auch viele Profis erliegen gern den verführerischen Reizen eines kaum noch überschaubaren Angebotes von elektronischen Blenden und Effekten. Das reicht von der allseits beliebten Überblendung über Effekte wie Umblättern, Rollen, Schieben, Ziehen, Zoomen usw. bis hin zu Bildauflösungen, Bildverfremdungen und imposanten Dreh- und Wirbel-Effekten. Ständig werden neue Trickblenden programmiert, für die es jeweils ein Pro und Contra gibt:
  • Zunächst "Pro". Die Fülle der gestalterischen Möglichkeiten, die heute (auch) dem Hobbyfilmer zur Verfügung stehen, ist faszinierend. Was früher für ihn mühsames Handwerk war oder vielleicht sogar technisch überhaupt nicht realisierbar, lässt sich heute am Computer in Sekundenschnelle bewirken. Ein Tastendruck, ein Mausklick – fertig! Kinderleicht. Zugleich aber auch verführerisch…
  • Nun die kritische Sicht. Unerfahrene Filmer lassen sich leicht vom optischen Reiz elektronischer Blenden "blenden". Die Fülle an Möglichkeiten verführt außerdem schnell dazu, des Guten zu viel zu tun. Die Anbieter von Schnittsoftware bedienen diese Sehnsüchte und bringen ständig neue Effekte auf den Markt. So können "blendende" Autoren ihre Filme ganz beglückt mit Effekten vollstopfen, um sich anschließend von Freunden, Verwandten und Bekannten für ihr "professionelles" Werk feiern zu lassen... Hobbyfilmer sollten allerdings wissen, dass elektronische Trickblenden unter Fachleuten mehrheitlich als artifiziell (künstlich, gekünstelt) und als unkünstlerisch gelten.
  • Empfehlung: Für den Einsatz aller gestalterischen Elemente – also auch für elektronische Effekte – gilt, dass es immer auf den gestalterischen Zweck, auf die gestalterische Absicht ankommt. Gestaltungselemente dürfen nicht um ihrer selbst willen eingesetzt werden. Außerdem ist es stets auch eine Frage der Dosierung. Speziell bei der Verwendung elektronischer Effekte sollte bedacht werden,
  • dass sie ständig wechselnden Moden unterworfen sind,
  • dass sie sich schnell "verbrauchen" (denn natürlich stürzen sich alle Autoren gleichzeitig auf die neuesten "Tricks", um damit in ihren Filmen zu beeindrucken) und
  • dass sich der eigengestalterische Anteil des Autors lediglich auf die Auswahl des Effektes beschränkt.
  • Noch ein kleiner Hinweis: Werden im Verlauf eines Filmes unterschiedliche elektronische Effekte bzw. Blenden benutzt, dann sollten sie stilistisch (in etwa) zueinander passen. Das an anderer Stelle angesprochene Prinzip der Kontinuität gilt selbstverständlich auch für den Einsatz von Gestaltungselementen.

Zusammenfassung: Nicht nur für die elektronischen, sondern für alle Übergänge gilt, dass sie gestalterisch / dramaturgisch gerechtfertigt sein müssen. Abgesehen von den elektronischen Blenden sollten die meisten Übergänge schon beim Filmen überlegt, geplant und hergestellt werden. Auch hier gilt die These: Am Schneidetisch bzw. am Schnittcomputer kann nichts be- oder verarbeitet werden, das nicht vorher bereits gefilmt wurde.